Die in den Statuten verankerte «Pflege der Kameradschaft» kommt vorab bei den regelmässigen Vereinsreisen zum Ausdruck. Seit der Vereinsgründung unternimmt die Harmonie Pfäffikon regelmässig solche geselligen Ausflüge: vom kleinen Bummel «mit klingendem Spiel» nach Rutschberg-Faichrüti (1916) oder nach Hittnau (1912) bis zu zweitägigen Reisen ins Berner Oberland (1930) oder ins Appenzellerland (1907). Besonders in früheren Zeiten, als sich viele Einwohner noch keine Ferien leisten konnten, waren Vereinsausflüge eine willkommene Abwechslung zum harten Arbeitsalltag.
Und man liess es die übrigen Dorfbewohner genüsslich wissen, wenn wieder einmal ein solcher Ausflug anstand. So auch am 3. Juli 1904, als die Harmonie zu einer zweitägigen Reise auf den Rigi aufbrach. «Sonntag morgen 4 Uhr weckten Böllerschüsse uns aus dem Schlaf», steht im Vereinsprotokoll. Man kann sich vorstellen, dass bei diesem Gedonner das ganze Dorf aufschreckte. Wer wieder einschlafen konnte, stand eine halbe Stunde später erneut im Bett. Um halb fünf Uhr nämlich zog die 22-köpfige Reisegesellschaft «unter Trompetenklängen» von der «Krone» zum Bahnhof.
Im «Du Pont» in Zürich kehrte die Gesellschaft zum Frühstück ein. Um 7 Uhr ging es mit dem Zug weiter nach Luzern. Da sämtliche Drittklasswagen bereits besetzt waren, mussten die Harmonisten mit der zweiten Klasse «führlieb nehmen», was sie sich «natürlich nicht 2 mal sagen liessen», wie das Protokoll vermeldet.
Um neun Uhr kamen sie in Luzern an. «Aber kaum ausgestiegen, war die Polizei uns schon auf den Fersen.» Es war wohl ziemlich laut zu und her gegangen. Jedenfalls wurden die Pfäffiker ernsthaft ermahnt, «vor 1/2 11 Uhr keine Schreie abzulassen».
Nach einer Stadtbesichtigung, einem währschaften Znüni, einem ebensolchen Mittagessen und «11/2 Stunden gemütlichem Verbleibens» ging’s mit dem Schiff «Italia» nach Weggis und dann zu Fuss nach Rigi-Kaltbad, wo sich ein Berner Musikverein «eingenistet» hatte, der die Zürcher Oberländer mit «Musikklängen» empfing. Aber die Pfäffiker «klommen weiter» bis Rigi-Staffel, wo man im Hotel Felchlin die Unterkunft bezog. Mittlerweile war es abends um halb zehn, und das Abendessen stand erst bevor.
Kaum eingeschlafen ging’s wieder los: Bereits morgens um drei Uhr kletterte die Truppe zusammen mit «einer schönen Zahl Bergkraxler» auf den Kulm, genoss die Aussicht und «machte sich eine Zeitlang in die Alpenrosen». Nach dem Frühstück im Hotel brach man bereits um 6 Uhr wieder auf nach Goldau, bestaunte das Trümmerfeld des Bergsturzes, wo die Steine «wie Häuschen» herumlagen. In Goldau gab es Znüni, dann ging’s mit dem Zug nach Brunnen, mit dem Schiff «Uri» am Rütli vorbei nach Flüelen, zu Fuss retour durch die Axenstrasse und so weiter und so fort, bis schliesslich das «Stahlross» die Reisenden wieder nach Hause brachte, zuerst «in rasendem Tempo» bis nach Zürich, dann «in gemässigtem Tempo» nach Pfäffikon.
Natürlich zeigten die Weitgereisten den Mitbürgern an, dass sie wieder zurück waren: Sie holten die Instrumente hervor und zogen «mit Schall und Klang» vom Bahnhof in die «Krone», wo ein letzter Umtrunk anstand, bevor die Gesellschaft todmüde und erschöpft «auseinander gehen konnte». Ein wahrlich sattes Programm für eine zweitägige Reise!
Es gab im Laufe der hundertjährigen Vereinsgeschichte unzählige solcher Reisen, aufs Brienzer Rothorn (1946), in den Tessin (1951) oder 1933 an den «Genversee». Der letztgenannte Ausflug füllt im Protokoll übrigens nicht weniger als 13 grossformatige Seiten. Daraus geht unter anderem hervor, dass die Harmonie für diese Reise einen Wädenswiler Bassisten anheuern musste, weil der eigene verhindert war, und dass man den Ersatz-Bassisten «selbstverständlich entschädigen musste».
Zu den Höhepunkten in jüngerer Zeit zählen unter anderem die Reise nach Prag (1973) und die dreitägige Konzertreise nach Saarbrücken (1960), wo die Harmonie Pfäffikon zusammen mit 135 anderen
Musikvereinen sternförmig in das 40’000 Personen fassende Sportstadion einmarschierte.